Die homöopathische Selbstbehandlung ist sehr beliebt, stößt aber schnell an ihre Grenzen. Entgegen der allgemeinen Meinung – „da kann man doch nichts falsch machen“ - können unsachgerecht angewendete homöopathische Arzneien durchaus schaden. Gerade in chronischen Fällen, oder wenn sie zu oft und zu lange angewendet werden, verschlimmert sich möglicherweise der Gesundheitszustand, oder der weitere Heilungsverlauf wird zumindest behindert.
Die Grundlage zur Auffindung des jeweils passendsten homöopathischen Arzneimittels bildet ein ausführliches Patientengespräch. Bei dieser homöopathischen Erstanamnese werden nicht nur die aktuellen Beschwerden berücksichtigt. Darüber hinaus wird der Therapeut sich nach früheren gesundheitlichen Auffälligkeiten erkundigen. Auch die Erkrankungen der Familie fließen mit ein. Diese spielen vor allem in der miasmatischen Therapie eine Rolle.
Außerdem ist es wichtig, die allgemeine Reaktionslage des Patienten kennen zu lernen, was ihm gut tut und was nicht, seine Vorlieben und Abneigungen, seine Lebensumstände.
Nach dem Anamnesegespräch nimmt der Homöopath sich nochmals Zeit, um die gesammelten Informationen im Sinne der Homöopathie zu analysieren.
Er gewichtet die Symptome, repertorisiert, um die Zahl der in Frage kommenden Arzneien einzuengen und wählt dann anhand seiner Fachkunde und der homöopathischen Literatur das für den Patienten in seiner jetzigen Situation passendste homöopathische Arzneimittel aus.
In der Homöopathie wird also nicht nach dem Krankheitsnamen verordnet. Deshalb ist es ganz normal, dass Patienten mit der gleichen schulmedizinischen Diagnose verschiedene homöopathische Arzneien erhalten.
In der klassischen Homöopathie erhält der Patient in aller Regel nur ein homöopathisch potenziertes Arzneimittel mit einem Inhaltsstoff zur gleichen Zeit, auch wenn er an mehreren klinischen Erkrankungen leidet.
So genannte homöopathische Komplexmittel, in denen verschiedene homöopathische Arzneien gemischt sind, werden nicht verordnet. Ihre Fähigkeit, manchmal einzelne Symptome vorübergehend lindern zu können, birgt auch die Gefahr, Symptome zu verschieben und ein Ausheilen letztendlich zu erschweren.
Ein klassischer Homöopath wird im Verlauf der Behandlung seinen Patienten genau beobachten und die Zeichen, die dessen Körper aussendet, achten und zu deuten wissen. Er wird die weitere Therapie individuell darauf abstimmen. Das Ziel ist es, die Krankheitsbereitschaft insgesamt zu senken und die Gesundheit des Patienten nachhaltig zu unterstützen.